In Kyela, Tansania, wird die neue, grössere Kirche über die alte, kleinere gebaut.
Wachstum ist kein Zufall
Hier ist meine These: Wenn wir nicht wachsen, wird die Fusion zum Beschleuniger des Zerfalls. Eine Fusion mit anderen Kirchgemeinden schafft Synergien, die viele Vorteile für das kirchliche Leben bringen. Aber sie birgt auch die Versuchung der Trägheit: Fusioniert, Problem gelöst. Dahin wollen wir uns nicht verleiten lassen.
Gedanken und Impulse zum Gemeindeaufbau finden Sie neu auf dieser Seite. Schauen Sie regelmässig vorbei, denn die Beiträge wechseln öfters.
Haben Sie Ideen dazu? Hinterlassen Sie einen Kommentar und beginnen wir so den Dialog des Wachstums.
Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und Ihren Beitrag.
Herzlich, Ihr Fritz Weibel
Gemeindeentwicklung beginnt in der Schule
Der Religionsunterricht ist das wichtigste Fach
Das, wenigstens, hat meine Mutter immer behauptet. Sie war 40 Jahre lang auf allen Stufen leidenschaftliche Religionslehrerin. Die Philosophin Edith Stein war gleicher Meinung. Ob man nun die Meinung teilt oder nicht, ist nebensächlich. Hauptsache ist, es gibt Religionsunterricht. Wir zweifeln nicht daran, dass eine fundierte religiöse Bildung nicht nur einfach zur Allgemeinbildung gehört, sondern für das Meistern eines in jeder Beziehung erfolgreichen Lebens für den einzelnen Menschen wie auch für die Gesellschaft und deren Zusammenhalt von grosser Wichtigkeit ist.
Für das Schuljahr 2024/25 suchen wir noch Lehrkräfte für den Konfirmanden- und Religionsunterricht. Britta Pollmann wird leider ihren Vertrag nicht erneuern können. Wir bedauern dies sehr, haben aber auch dafür Verständnis, dass ihre Reise weitergeht und sie ihre Ausbildung abschliessen will. Wir werden ihr später auch an dieser Stelle noch ausführlich für ihr grosses Engagement danken.
Vorerst gilt es aber sicherzustellen, dass wir in unserer Gemeinde ab August wieder Religionsunterricht anbieten können. Kennen Sie jemanden, der sich gerne als Lehrerin des «wichtigsten Fachs» engagieren möchte? Vorkenntnisse, vor allem in Pädagogik, sind erwünscht, aber nicht zwingend. Hingegen ist die Freude an der sinnstiftenden Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Voraussetzung, wie auch ein grosses Herz für die gute Nachricht Jesu Christi. Es besteht die Möglichkeit, sich berufsbegleitend aus- und/oder weiterzubilden. Supervision und professionelle Begleitung ist gewährleistet. Vielleicht fühlen gerade Sie sich angesprochen? Auskünfte erteile ich sehr gern: 079 430 23 79, Fritz Weibel
Gedanken zu Matthäus 22, 15-22
Der Text für unsere Betrachtung heute ist äusserst gefährlich. Es gibt kaum einen Text in der Bibel, wenn ich es mir überlege, der nicht mehr Schaden angerichtet hätte als dieser: «Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.» Herrscher aller Art haben sich schon als Kaiser gewähnt und dabei den Heiland gleich mit beiden Ellenbogen zur Seite geschubst. Denn: Das «Aber Gott, was Gottes ist» haben sie entweder ignoriert oder – schlimmer noch – instrumentalisiert. …. weiterlesen…
Was ist Kirche?
Es lohnt sich, bei den Gedanken zum Thema des Gemeindewachstums zuerst die Ideen zu ordnen, die eine Aussage über die Kirche machen, soweit sie grundlegend für das Verständnis der sich ständig wandelnden Kirche dienlich sind. Es scheint mir, dass die Überlegungen von Karl Barth hier von zentraler Bedeutung sein könnten.
Der grosse reformierte Theologe legt den Kontext dar, in dem wir uns bewegen, womit auch gesagt ist, dass Kirche unmöglich statisch sein kann und es ist sicher Barths Verdienst, dass er mit aller Weisheit und Konsequenz darauf hinweist, dass die Kirche sich ständig neu formiert und damit eben in Bewegung bleibt, ja bleiben muss.
Die grosse Frage steht wie der Elefant im Raum: Tut sie dies, weil sie von äusseren Umständen getrieben wird — und sich diese gar als Leitplanken vornimmt — oder tut sie dies vorausgreifend und tiefgreifend aus ihrem Selbstverständnis heraus, das die jeweiligen Umstände als den Teig sieht, in dem sie das Salz einzubringen hat? Barth greift ganz drastisch das bekannte Bild auf und warnt, dass die Kirche auf keinen Fall das Salz neben dem Teig sein kann, sondern seine Wirkung nur darin entfalten kann, dass es sich ihn ihm auflöst.
Karl Barth, Kirche in Erneuerung (1968): „Die Kirche ist ein in Freiheit lebendes Volk. Wenn von Freiheit die Rede ist, sollte nie vor allem das interessant sein dürfen, wovon man frei ist oder werden möchte. Die Kirche jedenfalls ist frei für – eben für ihren Dienst, für Gott und die Menschen. Es ist die Ehre des Gottesvolkes, in diesem Dienst zu stehen: Gott und so auch den Menschen dienen zu dürfen.“
Was ist Lebendige Kirche?
Nach Christian A. Schwarz zeichnet sich die lebendige Gemeinde durch acht qualitative Merkmale aus (die übrigens nichts mit der Zahlengrösse zu tun haben). In seiner Forschung hat er über 10’000 Kirchgemeinden auf der ganzen Welt über viele Konfessionen hinweg untersucht und ist zu folgenden beschreibenden Faktoren gekommen:
- Bevollmächtigende Leitung – die Leitung ist darauf ausgerichtet, andere zum Dienst zu befähigen
- Gabenorientierte Mitarbeiterschaft – Aufgaben und Dienste werden primär aufgrund von Begabung vergeben.
- Leidenschaftliche Spiritualität – es wird eine Beziehung zu Gott gefördert, die von Leidenschaft geprägt ist
- Zweckmäßige Strukturen – die Organisationsformen fördern die Vitalität der Gemeinde
- Inspirierender Gottesdienst – die Inhalte und die Form geben Raum für eine Begegnung mit Gott
- Ganzheitliche Kleingruppen – in kleinen Gruppen fördern die Teilnehmen den gegenseitig die geistliche Entwicklung ihres Denkens, Fühlens und Tuns (Kopf, Herz und Hand)
- Bedürfnisorientierte Evangelisation – das Evangelium auf eine Art und Weise weitergeben, die die Fragen und Bedürfnisse von Menschen, die dem christlichen Glauben fernstehen, ernst nimmt und ihnen den Glauben als Lebensentwurf nahebringt
- Liebevolle Beziehungen – ein Miteinander fördern, in dem Konflikte bearbeitet werden, Wertschätzung ausgedrückt und Leben miteinander geteilt wird
Man beachte die kursive geschriebenen Attribute. Sie sind entscheidend.
Wo wollen wir ansetzen? Wo können/wollen wir uns verbessern? Was machen wir schon recht gut? Welchen Beitrag dazu können Sie leisten, kannst Du leisten?
Kaizen für Kirchen
Erfolgreiche Unternehmen haben eine gute und auch unverzichtbare Gewohnheit: Sie bemühen sich ständig um Verbesserungen. In meiner Arbeit als Angestellter oder Berater für völlig unterschiedliche Unternehmen bin ich immer wieder dem japanischen Konzept Kaizen begegnet. Kai bedeutet Wandel und Zen bedeutet gut, zusammen soll es den Wandel zum Besseren zum Ausdruck bringen. Japanische Autofirmen haben mit diesem Ansatz nicht nur ihre Industrie völlig reformiert und erfolgreich gemacht, sondern auch viele andere Unternehmer weltweit zur Nachahmung inspiriert. Spannend dies: Kern dieses Ansatzes bilden drei Elemente: Beziehe alle Mitarbeitenden ein, verändere dich in kleinen Schritten und höre nie auf dich zu verbessern.
Wenn das keine Anleitung ist für die Kirche, die sich semper reformanda (immer neugestaltend) nennt! Mit nur wenig Fantasie und etwas Spucke gelten auch die fünf Grundlagen im Kaizen für die Kirchen: Prozessorientierung · Kundenorientierung · Qualitätsorientierung · Kritikorientierung · Standardisierung. Bestimmt hören Sie jetzt schon das Anliegen der guten Gewohnheiten hier heraus. Es geht darum, die Dinge, die uns wichtig, lieb und heilig sind, zu pflegen und zu üben, üben, üben. Das Gemeindeleben ist voller Abläufe (Prozesse), die wir ständig verbessern wollen und denen wir ohne Unterlass unsere Aufmerksamkeit schenken wollen. Unsere «Kunden» sind die Menschen Sonntag früh um 10 Uhr, tagsüber, am Abend und in der Nacht ihres Lebens. Unser Qualitätsanspruch ist die Liebe, mit der wir alles erledigen (siehe oben). Wir nehmen Kritik dankend entgegen, weil es uns weiterbringt. Unser Standard ist die Dienstbereitschaft. Also bitte, wenn das für die Autoindustrie bahnbrechend war, wie viel wichtiger könnte es für die Kirche sein!
KIRCHE, GESELLSCHAFT, STAAT (TEIL 1)
Gemeindeaufbau neu denken
In den Diskussionen um die Rolle der Kirche im grösseren Zusammenhang der Gesellschaft wird oft der soziale Beitrag der Landeskirchen zum erfolgreichen Miteinander unter den Menschen hervorgehoben. Die Kirchen wirken in dieser Darstellung meist defensiv und auch wenn ihr Beitrag als ergänzend und weitergehend zu den staatlichen Angeboten dargestellt wird, so sehen sich die Kirchen dennoch in der Position der Rechtfertigung gegenüber der Öffentlichkeit, wo häufig die Auffassung vertreten wird, dass hier eine Art Konkurrenz am Werk ist, die es so möglicherweise gar nicht mehr braucht. Dabei wird gerne auf die historischen Verdienste der Kirchen verwiesen, ohne die es moderne soziale Einrichtungen von Spitälern bis Schulen beispielsweise heute gar nicht gäbe. Nun aber gibt es diese, die Kirche hat ihren Dienst getan und könne sich aus dem öffentlichen Raum zurückziehen, heisst es. Nicht wenige Kirchenaustritte folgen solchen oder ähnlichen Überlegungen. Die Kirche aber, die sich als eine Art besserer Staat sieht, tut sich keinen Gefallen und greift in ihren Argumenten um Meilen zu kurz.
Wer sich nun mit dem Gemeindeaufbau beschäftigen will, muss den Bogen wesentlich weiterspannen. Kurioserweise sind es kaum je Theologen, sondern viel mehr Philosophen und Staatsrechtler, die eine Achtung vor den Leistungen der Kirche entwickelt haben – und dies keineswegs bloss aus historischer Sicht. Es scheint geradezu offensichtlich, dass viel von der spürbar defensiven Haltung innerhalb der Kirchen daher rührt, dass die Kirchen ein seltsam einseitiges Selbstverständnis pflegen und kundtun. Vor diesem Hintergrund entstehen unnötige Barrieren im Bestreben, Gemeinden zu revitalisieren und zu entwickeln. Anders gesagt: Wenn wir die Basisgemeinden (wieder) aufbauen wollen, kommen wir um ein paar fundierte Gedanken über das Zusammenspiel der Kirchen einerseits und der weiteren Gesellschaft, insbesondere des Staats, anderseits nicht herum.
Es geht nun nicht darum, den Auftrag der Kirche neu zu definieren. Dieser ist in den Evangelien begründet und stützt sich auf die bekannten vier Säulen der glaubhaften Verkündigung, der gemeinsamen Feier, des uneigennützigen Dienstes am Mitmenschen und der gelebten Gemeinschaft. Es geht mit Vorteil darum, diesen Tätigkeitsfeldern deutlich mehr zuzutrauen und ihre Wirkung auf die Gesellschaft auch ausserhalb und jenseits der Kirche aufzuzeigen, damit schliesslich die Kirche mit einem gestärkten Bewusstsein ihrem Auftrag nachkommen kann.
Das Bild auf dieser Seite ist symbolisch zu verstehen. Ohne die Geschichten der christlichen Botschaft kann der Staat nicht verlässlich zugunsten der Menschen funktionieren. Für die Entschlüsselung dieses Zusammenhangs braucht es ein paar Zwischenschritte, die ich in den kommenden Monaten hier an dieser Stelle mit Ihnen machen möchte. Bleiben wir also dran!